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Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen - Toto African mit zwei Unentschieden

  • Tim Jost
  • 28. Sept. 2016
  • 4 Min. Lesezeit

Dienstag, 20.09.2016

African Lyon FC - Toto African 0:0


Auswärts ist es uns bisher einfach nicht vergönnt, einen Treffer zu erzielen. Doch das Ergebnis täuscht. African Lyons Abwehr war manchmal verwirrter als die Bauaufsicht am Flughafen Berlin-Brandenburg. Unser Stürmer Waziri Junior ließ sich nur leider anstecken und traf zweimal das Tor aus kürzester Distanz nicht. Der Mann rannte, ackerte und kämpfte wie ein Berserker, nur fehlten vor dem gegnerischen Gehäuse die letzten Konzentrationskörner, um Toto auf die Siegerstraße zu lenken. Aktivposten Jamal Mtengeta hätte kurz vor der Halbzeit mit einer klasse Einzelleistung fast für die Führung gesorgt, allerdings strich der Fernschuss knapp am Torgehäuse vorbei. In der Spielanalyse müssen wir aber auch dem Gastgeber einige klare Möglichkeiten zugestehen! Der bisherige Toptorjäger in der Liga Hood Mayanja war zwar weitestgehend abgemeldet, hätte mit einer hervorragende Einschussgelegenheit in der Schlussoffensive den Spielverlauf aber auf den Kopf stellen können. Letztendlich gilt der Dank unserem Torwart Mussa Kirungi, der uns mit einer riesen Parade den Punktgewinn sicherte. In den Katakomben des Uhuru Stadiums wussten wir nach Spielende nicht so recht, ob wir uns über den torlosen Taktikleckerbissen freuen oder über einen verpassten Sieg ärgern sollten. Wenn wir auf die Tabelle blicken, bekommt man noch keinen flauen Magen, aber drei Punkte im nächsten Spiel wären schon besänftigend. Das wohl überraschendste Ergebnis des Spieltags lieferte Stadtrivale Mbao SC. Nach schwachem Saisonstart fegten sie plötzlich unseren kommenden Gegner Ruvu Shooting mit 4:1 von der Platte. Unterschätzen werden wir Ruvu keineswegs, aber in dieser Liga ist alles möglich!




Den trainingsfreien Sonntag nutzten wir dazu, um im Nationalstadion in Dar es Salaam (Zuschauerkapazität: 60.000) das Spiel der U17- Juniorenmannschaften von Tansania und Kongo anzuschauen. Knapp 25.000 Zuschauer peitschten die Teams mit Tanz und Getröte nach vorne. Unglaubliche Stimmung, die ihren Höhepunkt kurz vor Abfiff der Partie erreichte! Ein grandioser Heber über den verdutzten Torhüter (Werner Hansch titulierte einen ähnlichen Schuss als "Ein Unikat") sorgte für die völlige Ekstase. Die Tansanier völlig von den Socken - ich barfuß in Flip Flops. Ein Witz dagegen sind die Sicherheitskontrollen am Einlass zum Stadion. Die körperscannende Leuchtdiode blinkt wie wahnsinnig, dennoch wird man sauber durchgewunken. Das Auge des Gesetztes, die Polizei, lächelt und grinst brav am Seitenrand. Der herrlich typisch-deutsche Mixgeruch aus Bier, Pommes und Bratwurst saust einem im Stadion selbst nicht um Nase und Ohren. Anstelle dessen werden Nüsse, getunte Zucker-Soda mit maximalem Insulinlevel, Bananen, Eis und süßes Gebäck angeboten. Dennoch bleibt uns ein klasse Fußballnachmittag in Erinnerung und die Vorfreude diesen Fußballtempel in einigen Auswärtsspielen selbst zum Beben zu bringen.



In Dar es Salaam widmeten wir uns auch alten Gepflogenheiten und spendeten einen Abend im sehr westlich eingerichtetem Lichtspieltheater. Tiefgründige Gespräche mit meinen mottenbeseelten Wollpullovern aus vergangenen Tagen regten weitaus mehr zu Nachdenken an als der Film Ben Hur. Wesentlich besser war dann der Besuch des Goethe-Instituts Tansanias. Einmal wöchentlich werden von den Zanzibar National Film Festivals ausgezeichnete Kurzfilme ausgestrahlt. Der Film Watutu von Nick Reding, Kenya 2015 (72 min) ist das Beste, was ich dieses Jahr vor die Linse bekam. Der Mix aus Drama und Dokumentation (teilweise mitgeschrieben von den Bürgern Mombasas) veranschaulicht die anwachsende Radikalisierung von jungen Muslimen in der wichtigsten Hafenstadt Kenias. Absolut empfehlenswert! Spät abends ging es mit dem Bajaj (Motorbestücktes Dreirad) zurück zu unserem Hotel im Stadtteil Manzese. Kenner der Stadt halten diese ärmliche Gegend für gefährlich, uns hat es sehr gut gefallen.


Am Samstag wollten wir in der Früh zum zwei Stunden entfernten Spielfeld unseres Gegners Ruvu Shooting machen. Zum wiederholten Male gab es Probleme mit dem Busfahrer, sodass wir erst gegen Mittag aufbrechen konnten. Nach der zweistündigen Fahrt südlicher Richtung an die Coast Region analysierten wir die Premier League Teams JKT Ruvu und Mbeya City, die sich ein hart umkämpftes Duell lieferten. Direkt nach Spielschluss schlüpften wir in die Toto-Trainingstracht und führten unser Abschlusstraining durch. Am selben Spielort erwarteten wir einen Tag später die Militärmannschaft Ruvu Schooting.




Sonntag, 25.09.2016

Ruvu Shooting - Toto African 0:0

Es ist verhext, nach nun mehr 6 Spieltagen stellen wir unserer Defensive mit erst 3 Gegentoren Bestnoten aus, unsere Offensivspieler mögen mit bisher einem erzieltem Treffer auf eine Bewertung wohl getrost verzichten wollen. Das ereignisarme Spiel auf sehr schlechtem Geläuf endete leistungsgerecht mit 0:0. Vereinzelte Fans, die extra aus Mwanza an die Coast Region angereist sind, spendeten der Mannschaft nach ansprechender Leistung dennoch Applaus. Ein Kuriosum hatte auch dieses Spiel wieder zu bieten. In der 32. Spielminute raste ein riesen Insektenschwarm wie ein fliegender Teppich über das Spielfeld. Unser Torwart Mussa warf sich schutzsuchend direkt ins Gras/Sand und blieb dort regungslos liegen. Und selbst unser 60-Jährige Headcoach hätte mit seinem filigranen Hechtsprung jeden Schulpädagogen der Fachrichtung Gymnastik/Akrobatik begeistert. Der Schiedsrichter musste das Spiel unterbrechen, die Fans lachten und jubelten laut. Leider wurde dieses Match nicht auf AzamTv ausgestrahlt, eine Videosequenz kann ich daher nicht einstellen.


Die große Frage an unser Team lautet also: Was soll man neben dem Training von zahlreichen Offensivaktionen tun, wenn die gefürchtete Ladehemmung um sich greift? Der eine empfiehlt den Therapeuten, der andere das Kasino, der dritte das Christentum. Zur Auswahl stehen auch populäre Hexendoktoren, auf die wir bisher aber verzichtet haben - Potenzial ist also noch da. Als Leistungssportler, so empfiehlt es der europäische Gelehrte, sollte man sich auch intensiv auf das Thema Ernährungsoptimierung stürzen. Wir auf Auswärtsreise schon froh genug, wenn unser Budget für drei abwechslungsreiche Mahlzeiten am Tag ausreicht. Die Lebensmittelvielfalt in Deutschland wird niemals erreicht und die oftmals propagierte Ernährungshilfe "an apple a day keeps the doctor away", lässt meine Spieler nur mit dem Kopf schütteln.


Am nächsten Wochenende erwarten wir ein packendes Match gegen Ndanda FC. Wir werden wie immer alles in die Waagschale werfen.


Liebe Grüße wieder aus Mwanza,

euer Tim



 
 
 

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